Der zweitgeborene sächsische Fürst August (1526-1586) nutzte seit 1547 die Burg in Weißenfels. Im Jahr 1548 heiratete August in Torgau die 16-jährige dänische Prinzessin Anna. Fortan residierten sie gemeinsam in Weißenfels. Ein Relikt dieser Regentschaft hier in Weißenfels war seine Bauordnung von 1550. Hier legte er fest, dass fortan alle Gebäudeneubauten der Stadt aus Stein gebaut und mit Schindeln gedeckt werden müssen.
Hieronimus Kiesewetter war Kanzler des kursächsischen Herzogs. Als er 1552 ein neues Haus in Auftrag gab, baute er das erste völlig aus Stein gefertigte Haus. Ein Großteil der Steine wurde aus den abgebrochen Teilen des Klosters St. Klaren verwendet. 1553 starb der Kurfürst und Bruder Herzog Augusts, Moritz von Sachsen, der in der Schlacht bei Sieversdorf verletzt wurde. August zog mit seiner Frau und seinem Kanzler nach Dresden um. Das kurzzeitige Wohnhaus erlebte nun eine wechselvolle Geschichte:
Nutzungsgeschichte
- 1555-1655 Kursächsisches Geleitsamt (hier wurden die Zölle aufbewahrt und das Geleit gestellt)
- 1.-3.11.1632: Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim (Wallensteins bester Reitergeneral) übernachtet im Erkerzimmer
- 7.11.1632: Im Erkerzimmer wird die Leiche des in Lützen gefallenen Schwedenkönigs Gustav II. Adolf geöffnet, einbalsamiert und so auf die Überführung nach Schweden vorbereitet
- 1657 und 1680 logierte Herzog August von Sachsen-Weißenfels bei seinen Besuchen in Weißenfels im Haus
- 1680-1746 diente das Gebäude den Oberhofpredigern und Beichtvätern der Herzöge als Wohn- und Amtshaus. Im Detail waren das:
- 1680-1684: Dr. Johann Olearius (1611-1684)
- 1684-1710: Dr. Johann August Olearius (1644-1711)
- Dr. Ernst Michael Brehme (1666-1726)
- Johann Basilius Fleuter (1684-1730) - Professor am Gymnasium illustre Augusteum
- 1729-1732: Dr. Michael Heinrich Reinhardt (1676-1732) - Professor am Gymnasium illustre Augusteum
- 1732-1736: Johann Wilhelm Hecker
- 1736-1741: Johann Michael Schuhmann (1666-1741) - Professor am Gymnasium illustre Augusteum
- 1743-1746: Dr. Johann Christian Stemler (1701-1773) - Professor am Gymnasium illustre Augusteum
- 1746 bauliche Erweiterung des Hauses und danach Nutzung als kurfürstliches Amtshaus
- 1815 Königlich-preußisches Stadt- und Landgericht
- 1912 wurde es zum Wohnhaus
- 1931 Aufbau des vom Lehrer Max Bauer geschaffenen Dioramas zur Schlacht bei Lützen (1632) mit etwa 3.000 Zinnsoldaten
- 1997 umfassende Sanierung, seither Nutzung als Gedenkstätte, Museum und Gaststätte
Das Haus besticht mit seinem wunderschönen Erker, auf dem neben den zwei biblischen Themen (Kreuzigung und das jüngste Gericht) auch die Wappen Sachsens und Dänemarks dargestellt sind. Auch das Eingangsportal, das mit vielerlei Symbolik die Zeit nach dem Schmalkaldischen Kriege (1546-1547) darstellt, in der Frieden herrschen und dadurch der Wohlstand des Landes wiederhergestellt werden sollte, ist kunsthistorisch besonders wertvoll. Heute ist das Gebäude als Geleitshaus bekannt.